26.01.2025  |  Zum Tod von Prof. Gernot Rumpf (*1941)

Am 20. Januar 2025 verstarb Prof. Gernot Rumpf, der in unserem früheren Fachbereich ARUBI (Architektur, Raum- und Umweltplanung, Bauingenieurwesen) von 1973 an zunächst als Lehrbeauftragter und von 1979 bis 2001 als Professor das Lehrgebiet „Material, Form und Farbe“ innehatte. 

 

Nach einer Steinbildhauerausbildung an der Meisterschule Kaiserslautern absolvierte Gernot Rumpf von 1964 bis 1970 ein Bildhauerstudium an der Akademie der bildenden Künste in München, unter anderem als Meisterschüler bei Prof. Josef Henselmann und bei Hans Ladner. Von 1967 bis 1970 war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Es folgten Teilnahmen an internationalen Bildhauersymposien in Eselsfürth und St. Wendel und Studienaufenthalte in der Villa Massimo in Rom.

 

Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet, schon 1963 mit dem Oskar Kokoschka-Preis der Stadt Salzburg; es folgten 1965 der Pfalzpreis für Plastik, 1969 der Kunstpreis der Freunde der bildenden Kunst, München, 1970 der Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz, 1972 der Hans Purrmann-Preis der Stadt Speyer für Plastik, 1973 der Rom-Preis der Deutschen Akademie Villa Massimo und der Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz für Plastik.

 

Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität Kaiserslautern hatte er in den Jahren 1980 und 1983 Gastprofessuren an der Internationalen Sommerakademie Salzburg.

 

Früh widmete sich Rumpf der Bronze als dem Material, das sein gesamtes künstlerisches Schaffen bestimmte. Schon 1965, noch während seines Studiums, gründete er eine eigene Werkstatt für Metallguss auf dem elterlichen Anwesen in Neustadt-Laachen-Speyerdorf.

 

Der breiten Öffentlichkeit wurde Gernot Rumpf sicher durch seine unzähligen Brunnen, unter anderem in Neustadt a.d. Weinstraße, Bad Bergzabern, Mannheim, Worms, Alzey, Viersen, Edenkoben, Speyer, Kaiserslautern u.v.a. bekannt, daneben auch mit Altargestaltungen, z.B. im St. Viktor-Dom zu Xanten. Zuvor hatte er aber schon durch seine freieren Arbeiten, inspiriert durch mythologische Themen und die Tierwelt, in der Kunstszene Aufmerksamkeit erregt; dazu wurde er 1983 mit einer Ausstellung der Albrecht Dürer Gesellschaft Nürnberg e.V. im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg geehrt, nur einer von zahllosen Ausstellungen seines Werkes in der ganzen Republik.

Internationale Anerkennung erhielt Gernot Rumpf durch den Löwenbrunnen in Jerusalem, eines Geschenks der Bundesrepublik Deutschland an den Staat Israel, und durch die Gestaltung des Kaiserslauterer Platzes in Bunkyo-Ku, einem Vorort von Tokio.

 

In seinem Lehrgebiet „Material, Form und Farbe“ führte Rumpf die Architekturstudent*Innen auf mannigfaltige Weise heran an die spezifischen plastischen und grafischen  Gestaltungsmöglichkeiten mit jeweils unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen. Zum Spektrum gehörten das Akt-Zeichnen und Modellieren, das Herstellen von Drucken mittels Radierungen, Gestaltung von Plastiken aus Draht, Stoffen, Japanpapier, aus gebranntem Ton und natürlich aus Bronze, zu der er regelmäßige Seminare für die Studenten anbot.

Der „Einstieg“ in seine Lehre war aber für uns alle das "Modellierholz", ein wunderschön plastisch gestaltetes Handwerkszeug, das jede(r) Student(in) aus einem kleinen Kanthölzchen selbst herausarbeiten musste, eine „Kleinplastik“, die vermutlich heute noch viele Architekt*Innen an ihre Studienzeit in Kaiserslautern und an den Rumpfschen Seminarraum erinnert; ein Lehrstück, an dem wir erste Grundregeln zur Gestaltung und zur Oberflächenspannung als prägendem Charakteristikum einer guten Plastik lernen sollten.

Gernot Rumpf war ein eher stiller, niemals aufbrausender Lehrer, aber ein Mensch, der versuchte, jeden Studenten und jede Studentin nach deren Fähigkeiten zu fördern und herauszufordern. Unvergessen sind die jährlichen Semesterabschlussfeste in unserem Arbeitsraum, bei denen die im Jahr entstandenen Studienarbeiten als Tisch- und Raumschmuck präsentiert wurden.

 

Bei einem von ihm 1982 initiierten Wettbewerb unter "seinen" Studenten zur Gestaltung eines kinetischen Brunnens in Viersen gewann ich mit meinem Beitrag den 1. Preis, Gernot Rumpf sprach gegenüber allen Verantwortlichen sein vollständiges Vertrauen in mich - einen damals 24-jährigen Studenten - aus und ermöglichte mir so die Realisierung. Es war das für mich prägendste Projekt meines Lebens, und es entstanden enge Freundschaften, die bis heute anhalten.

 

Wir alle verlieren einen herausragenden Künstler und Bildhauer, ich persönlich verliere mit Gernot einen Freund und Mentor, der mein Studium und meinen darauf folgenden Lebensweg geprägt hat wie kein Anderer.

  

Ernst Eichler, 26.1.2025